Eisborn

Eisborn im Sauerland, Stadt Balve  

Geschichtsstelenweg

Ergänzungs-Geschichtstafel zum LEADER-Projekt


Die Alte Schmiede und die Mailinde


Die Alte Schmiede von ca. 1760 steht im Original-Zustand an der Straße „Zur Mailinde“. Laut Maria Brinkschulte ist die Einrichtung der Schmiede mit Esse, Blasebalg u. a. noch so wie 1760 vorhanden. Dieses Schmiede-Unternehmen bestand seit 1809. Der damalige Schmied war auch der Vollstrecker der Gerichtsurteile, die unter der Gerichtslinde gefällt wurden. Dabei stand die Gerichtslinde, unter der die Urteile gesprochen wurden, am Ende der Weide gegenüber der Schmiede (Strommast am Ende der Weide und 5 Schritte nach rechts).

Die alte Schmiede ist im linken Gebäude (Quelle: Album Karl Spiekermann)


Zwischenzeitlich wurden Spitzbuben, die der Schmied als Vollstrecker unter Arrest gestellt hat, im Spritzenhaus der Feuerwehr auf der Mailinde (heutiger Sportplatz) in Gewahrsam genommen.


Das Spritzenhaus (rechts), in dem die Spitzbuben vom Schmied in Gewahrsam genommen wurden (Quelle: Album Karl Spiekermann)


alte Schmiede aus dem Asbecker Tal fotografiert (Quelle: Album Karl Spiekermann)


Hier der Hof aus der Sicht vom heutigen Sportplatz fotografiert (Quelle: Chronik 775 Jahre Eisborn, S. 30)


In der Nähe der Gerichtslinde gab es angeblich einen Hexentanzplatz. Der Verbrennungsplatz lag weiter entfernt im heutigen Garten der Familie Paul Köster (Gartengrundstück zwischen „Burgstraße“ und „Zur Mailinde“).


1809 kamen drei Brüder der Familie Brinkschulte aus Hövelhof bei Paderborn ins Sauerland. Einer von ihnen kaufte die Schmiede auf der Mailinde, ein anderer ließ sich in Sundern nieder und der Dritte erwarb Grund in Böingsen, wo er von dort später nach Menden umsiedelte. Neben Josef waren im Betrieb auch Theodor und Heinrich Brinkschulte tätig. In den Jahren um 1930 verkaufte man auch Fahrräder, Waschmaschinen und Dreiräder. 1962 erfolgte die Abmeldung des Betriebes (Quelle: Chronik 775 Jahre Eisborn).


Die alte Schmiede aus Richtung Sportplatz fotografiert (Quelle: Album Karl Spiekermann)


Hier noch eine schöne Skizze der alten Schmiede mit dem Kreuz der Fronleichnamsprozession im Vordergrund (Quelle: Chronik 775 Jahre Eisborn, S. 30)


ISonstiges Wissenswertes


Das Gebäude der Schmiede und das Haupthaus stehen nicht unter Denkmalschutz.

Heutzutage könnte man meinen, dass die „Alte Schmiede“ zur Burgstraße gehört. Da die „Burgstraße“ im Jahr 1970 aber einfach durch die Straße „Zur Mailinde“ hindurchgebaut wurde, gehört das Gebäude zu der Straße „Zur Mailinde“ (Quelle: Maria Brinkschulte).


Die Mailinde


Ein besonderer Ortsteil mit eigener Geschichte ist die „Mailinde“, die in einer Aufzeichnung von 1907 als „ein Paar Häuser, ¼ Std. oberhalb Eisborns an dem Weg nach Ölinghausen“ beschrieben wird. Als Straßenbezeichnung „Zur Mailinde“ führt der Weg an den nordostwärtigen Rand von Eisborn. Als eigenständige Ortsbezeichnung gehörte die Mailinde bis zur kommunalen Neugliederung im Jahre 1975 zur Asbeck.


Auf der Mailinde stand ein Freistuhl, auch Freigericht oder Femegericht genannt. Die Freigerichte waren für die freien Untertanen und für todeswürdige, schwere Verbrechen wie Mord oder Raubüberfälle zuständig. Bei leichteren Vergehen, wie Diebstahl oder Beleidigung, wurde auf Hof- und Gogerichten über die zum Teil hörigen Untertanen das Urteil gefällt. Die Kirchen- und Klosterbezirke hatten ihre eigene Rechtsprechung, die erzbischöflichen Rechte waren ebenfalls gesondert geregelt.


Vor einem Freigericht wurden auch Urkunden und Kaufverträge ausgestellt, erneuert oder bestätigt.


Für einige Freigerichte ist die Anzahl der Verhandlungen nachweisbar, für die Mailinde ist keine Anzahl überliefert.


Auf der Mailinde sollen sich die „Hexen“ zum Tanzen getroffen haben. Nach Aufzeichnungen aus Menden werden als Hexentanzplätze genannt: „Der Pieperling boven Balve, die Mailinde, da man nach Eisborn gehet und die Oelinghauser Heide.“


Der Volksmund munkelt auch von Hexenverbrennungen auf der Mailinde. Ob dort jemals Todesurteile gefällt und auch vollstreckt worden sind, ist ebenfalls nicht belegbar. Dagegen sprechen folgende Argumente: Wenn ein Freigericht die Todesstrafe aussprach, was sehr selten war, wurde sie durch die Schöffen durch Erhängen vollzogen.  Für „Hexen und Zauberer“ war der Feuertod vorgeschrieben. Mitunter waren die Richter gnädig und die oder der Verurteilte wurde mit dem Schwert oder Richtbeil enthauptet und dann die Leiche dem Feuer übergeben.


Zwar kannten die Freigerichte ab 1490 auch den Straftatbestand der „Ketzerei“, aber sie waren für derartige Verbrechen nicht mehr zuständig. Bei der Verfolgung der „Hexen und Zauberer“ übernahmen besonders eingesetzte Hexenkommissare den Vorsitz der Verhandlung und waren für den Haftbefehl, den Befehl zur Folter und die Urteilsverkündung verantwortlich. Die Verhandlungen gegen die Hexen aus dem Umland fanden in Balve statt. Auch wurden die Todesurteile nicht am Gerichtsplatz vollstreckt, sondern an bekannten Hinrichtungsstätten. In Balve fanden die Hinrichtungen in aller Öffentlichkeit auf dem Galgenberg statt, „der uralten Richtstätte des vormaligen Gaus, und Freigerichte, einer überragenden Berghöhe zwischen Garbeck und Balve.“ In der Nähe brannten auch die Scheiterhaufen der Hexenprozesse.


Das Wegekreuz auf der Mailinde war eine Station auf den Dreifaltigkeits-Prozessionen. Zuvor stand dort eines von mehreren bekannten Flurkreuzen, die früher als Doppelkreuze mit zwei Querbalken ausgeführt und im 19. Jahrhundert auf Anweisung des Erzbischofes errichtet worden sind. Es stehen noch das sogenannte „Rote Kreuz“ am Ebberg und das Kreuz am Plauderbaum im Horster Feld. So ein Flurkreuz soll auch an der Grenze zwischen Eisborn und Asbeck im Ebberg gestanden haben und zwar an der Stelle, wo heute das Heiligenhäuschen steht.


Neben dem Wegekreuz wurde in den 1970er Jahren eine neue Linde gepflanzt. Mit dem Aufstellen dieser „Mailinde“ wurde die Bezeichnung symbolisch erneuert. In früherer Zeit wurde dort unter der Linde „in den Mai“ getanzt.


Eisborn erhielt im Jahr 1907 und die Asbeck im Jahr 1912 eigene Wasserwerke. Eisborn versorgte auch die Haushalte auf der Mailinde, obwohl diese zur Gemeinde Asbeck gehörten. Unmittelbar vor dem Sportplatz auf der Mailinde stand bis 1954 das Spritzenhaus der Freiwilligen Feuerwehr Eisborn, die im Jahre 1933 gegründet wurde (nähere Infos hierzu gibt es auf der Geschichtsstele der Feuerwehr).


Bevor der Sportplatz gebaut wurde, fand von 1963 bis 1966 dort das Vogelschießen der Schützenbruderschaft St. Antonius statt. Die Vogelstange wurde dann an den Ebberg verlegt.


Heimatverein Eisborn/Asbeck e.V.

(Stand September 2023)


Quellen und Literatur:

- Werner Bühner: Der Arnsberger Oberfreistuhl, in: Heimatblätter, Arnsberger Heimatbund, Heft 25, Arnsberg 2004, S. 81 - 84,

- Dorfgemeinschaft Eisborn e.V. (Hrsg.): Eisborn/Asbeck - Eine Chronik in Bildern, Eisborn 2013

- Fickeltünnes e.V. (Hrsg.): Allendorfer Lesebuch, 600 Jahre Stadt Allendorf, Sundern-Allendorf 2006

- Freiwillige Feuerwehr Eisborn (Hrsg.): 75 Jahre Freiwillige Feuerwehr Eisborn, Festschrift und Chronik, Balve 2007

- Eberhard Fricke: Die Vemegerichtsbarkeit im kurkölnischen Herzogtum Westfalen, in: Harm Klueting/Jens Foken (Hrsg.): Das Herzogtum Westfalen, Band 1, Münster 2009

- Michael Gosmann: Die Hexenkommissare im Herzogtum Westfalen und wie sie dazu wurden, in: Hochsauerlandkreis, Der Landrat (Hrsg.): Du Hexe! Opfer und ihre Häscher, Sauerlandmuseum, Arnsberg 2022, S. 54 – 61

- Pfarrgemeinde Eisborn (Hrsg.): Pfarrgemeinde St. Antonius Eisborn, Eisborn 1978  

- Harald Polenz: Zur Geschichte des ehem. Amtes und der Stadt Balve, Balve 1980

- Oliver Schmidt: Hexenglauben in Schrift und materieller Kultur, in: Hochsauerlandkreis, Der Landrat (Hrsg.): Du Hexe! Opfer und ihre Häscher, Sauerlandmuseum, Arnsberg 2022, S. 22 – 25

- Schützenbruderschaft Eisborn (Hrsg.): 150 Jahre St. Antonius-Schützenbruderschaft Eisborn, Eisborn 1992

- Stadt Balve (Hrsg.): Balve - Buch vom Werden und Sein der Stadt, Balve 1930


Alle Texte und Fotos mit freundlicher Erlaubnis von Zeußel / Brinkschulte sowie dem Heimatverein Eisborn/Asbeck veröffentlicht.



>> Zur nächsten Geschichtsstele gehen Sie bitte die Burgstraße bis zu den Parkplätzen auf der linken Seite herunter. Sie steht links vor den Parkplätzen.