Eisborn

Eisborn im Sauerland, Stadt Balve  

Geschichtsstelenweg

Die Alte Burg und das Pfarrhaus


Das Adelsgeschlecht der „von Binolen“, welches sich seit Anfang des 13. Jahrhunderts nachweisen lässt, war sehr vermögend. Ihnen gehörte u. a. auch der Haupthof in Eisborn, den sie im Jahre 1329 an „Goddert von Hanxleden“ verkauften. Dieses sogenannte Burghaus gehörte ursprünglich dem Grafen von Werl und war über den Kölner Erzbischof als erbliches Lehen an die Grafen von Arnsberg gekommen. Sie entsandten einen gräflichen Vogt, sodass Eisborn sich zu einer Vogtei mit Gerichtsbezirk und eigenen Einnahmen entwickelte. Nach der Familie „von Hanxleden“ erwarb um 1644 die Familie „von Haxthausen“ den Eisborner Haupthof. 1754 gelangte er dann in den Besitz der Familie „von Landsberg-Velen“ zu Wocklum. Über dem Haupteingang des Burghauses befanden sich die in Stein gemeißelten Wappen der Familien „von Haxthausen“ und „von Langen“. Es stellt folgendes dar: in Rot eine schräglinksstehende silberne Lattentür für „von Haxthausen“ und in Silber eine schrägstehende rote Schafschere für „von Langen“ (Quelle: Landesarchiv Nordrhein-Westfalen Abteilung Westfalen in Münster).


Die alte Burg in Eisborn wurde ca. 1303 erbaut. Seit 1754 gehörte sie dem „Grafen Landsberg zu Wocklum“. Im zweiten Weltkrieg wurde im Jahre 1943 der Schafstall von Brandbomben getroffen und brannte dabei komplett ab.


Hier sehen Sie einen Fotoausschnitt des originalen Wappens der v. Haxthausen mit dem Gatter und der Schafschere (Quelle: Chronik 775 Jahre Eisborn, S. 20)


Dorfansicht mit Burg und Kirche. Hinten rechts sieht man auf einer Postkarte die Schützenhalle am Binolener Weg in Richtung Plauderbaum (Quelle: Chronik 775 J. Eisborn, S. 47)

Das Burghaus (Quelle Foto: Rudolf Tillmann)



Lage der Burg im Dorf ca. von 1940 (Foto: Album Karl Spiekermann Postkarte)


Hier noch ein Foto aus der Sicht vom Ebberg ca. von 1940 (Quelle: Chronik 775 J. Eisborn, S. 41)


Hier sieht man die ungefähre Position der Alten Burg zur Kirche im Jahre 1958 (Quelle: Chronik 775 Jahre Eisborn, S. 34)


Die letzten Pächter der Burg waren Wilhelm Severin und sein Sohn Paul (Quelle: Chronik 150 J. Schützenbruderschaft Eisborn, S. 39) - Foto von ca. 1912


Die erste Frau von Paul Severin, Rosi, holte die Kühe von der Weide gegenüber vom Friedhof immer mit einem Kofferradio ab, wodurch sie zum Dorfgespräch wurde (Quelle: Gespräch mit Erwin Sprenger).


Das Wappen der Burg (Quelle: Ausschnitt aus Foto Chronik 775 J. Eisborn S. 20)


Das Gebäude „Burghaus“ mit dem zugehörenden Grundbesitz von ca. 500 Morgen erwarben im Jahr 1963 die „Rheinisch-Westfälischen-Kalkwerke“ (RWK) vom Wocklumer „Grafen Dieter von Landsberg“. Am 06. März 1964 berichtete die „Westfalenpost“ mit einem Bild des Hauptportals, dass junge Leute das Wappen aus dem Mauerwerk gebrochen hätten, um es zu sichern. Kurz danach ist dann das Burghaus dem Erdboden gleich gemacht und das Kellergewölbe verfüllt worden (Quelle: Chronik 775 Jahre Eisborn).


Das Burghaus mit der Stallung (Quelle: Chronik 150 Jahre Schützenbruderschaft Eisborn, S. 84)


Die Denkmalpflege von heutzutage hätte niemals eine Genehmigung zum Abriss der Wasserburg gegeben. Sie wäre ein typisches Beispiel für die Wohnkultur der Landadeligen und sicher kommunal zu nutzen gewesen (Quelle: Westfälischer Telegraph).


Lediglich die früheren Stallungen (heutiger Ponyhof) und ein Stück der alten Burgmauer an der Eisborner Dorfstraße zeugen noch von diesem Teil der Geschichte des Dorfes.




Das neue Pfarrhaus


Die Burg befand sich früher ungefähr auf Höhe des heutigen Parkplatzes der Kirche etwas zurückversetzt vom Kirchturm. Etwas dahinter wurde 1968/1969 das damalige Pfarrhaus errichtet. Der letzte Pfarrer, der dieses Haus bewohnte, war Pfarrer Johannes Schulte-Bröker. Danach wurde das Pfarrhaus in der oberen Etage vermietet und im unteren Bereich weiterhin als Pfarrhaus genutzt. Hier gab es einen Pfarrsaal mit einer Küche und sanitäre Anlagen sowie einige Lagerräume.


Hier sieht man das ehemalige Pfarrhaus hinter der Kirche (Quelle Foto: Thomas Kasperski freigegeben unter Reg.-Präs Düsseldorf 25/J2 4712 01 097).


Auf diesem Foto sieht man das ehemalige Pfarrhaus aus Richtung Elsternbeul fotografiert (Quelle: Album Karl Spiekermann)


Das Alte Pfarrhaus


Dieses Haus an der „Horster Straße“ wurde etwa um 1874 als Vikariehaus vom damaligen Patronatsherrn „von Landsberg“ für die Kirchengemeinde St. Antonius errichtet. Mit der Gründung der Pfarrei 1894 wurde aus dem Vikarie- dann ein Pfarrhaus, in dem die jeweiligen Geistlichen untergebracht wurden. Im Jahr 1969 wurde es von der Pfarrgemeinde an Kasper Spiekermann verkauft, um das neue Pfarrhaus „Am Baumhof“ zu finanzieren. 1993 wurden durch Um- und Anbau von der „Antoniushütte“ 22 Doppelzimmer mit jeweils eigenem Bad-WC sowie zwei Wohnungen geschaffen.


Hier sieht man das „Alte Pfarrhaus“, das heute zur „Antoniushütte“ gehört (Quelle: Pia Spiekermann).

Sonstiges Wissenswertes


Hinter der Burg in Richtung Elsternbeul befand sich ein Geflügelzuchtbetrieb, der von Johannes Severin (1891 – 1958) geführt wurde. Reste und Anzeichen der Grundmauern kann man noch auf der Wiese unterhalb des Waldes am Elsternbeul erkennen, wenn man genau hinschaut.



Die Burg und die St. Antonius Einsiedler Kirche zu Eisborn. Vorne links sieht man die Hühnerzuchtfarm im Jahr 1956 (Quelle: Chronik 775 Jahre Eisborn, S. 18)


Blick auf Eisborn in den 30er Jahren mit der Burg im Vordergrund (Quelle: Chronik 150 J. Schützenbruderschaft Eisborn, S. 109)


Die Eisborner Burg


(>> Für alle, die noch tiefer in die Geschichte der Burg eintauchen möchten <<)


Mit dem Bau von Burgen sicherten die Grafen von Arnsberg ihren Herrschaftsbereich und machten ihre Besitzansprüche deutlich. Der Verlauf der Hönne war über eine längere Strecke die Grenze zwischen der Grafschaft Arnsberg und dem Gebiet der Grafen von der Mark. Diese errichteten im Jahre 1353 als Grenzfestung die Burg Klusenstein. Auf der anderen Seite der Hönne stand auf Arnsberger Gebiet eine Burg in der Nähe von Binolen.  Diese Stammburg eines gleichnamigen Adelsgeschlechts wurde vermutlich um 1300 zerstört und nicht wieder aufgebaut. In Diensten des Arnsberger Grafen sind die Ritter von Binolen als Burgmänner von Arnsberg und Hachen anzutreffen. Zur Burg in Hachen stand der Burgplatz Eisborn in enger Verbindung.


Wann das Burghaus in Eisborn genau errichtet wurde, liegt im Dunkeln der Geschichte. Die erste urkundliche Erwähnung von Eisborn stammt aus dem Jahr 1238. Damals muss es schon eine Siedlung mit einem Wirtschaftshof in Eisborn gegeben haben, über den der Arnsberger Graf die Vogteirechte besaß. Die damaligen Getreideabgaben, der sogenannte „Zehnte“ von Eisborn und Asbeck, der zur Burg Hachen und somit dem Grafen von Arnsberg gehörte, wurde im Jahr 1233 dem Kloster Oelinghausen überlassen. In einer Urkunde von 1254 bekundet der Erzbischof von Köln einen Ausgleich mit dem Grafen von Arnsberg wegen der Höfe in Eisborn und Sümmern. Früheste Herren auf der Burg waren vermutlich die Ritter von Binolen. Die erste urkundliche Erwähnung eines Antonius von Binolen stammt aus dem Jahr 1233. Ein Hermann von Binolen war als Lehnsnehmer einer Mühle unter Graf Ludwig von Arnsberg (1282 - 1313). Als Knappen „von Eisborn“ werden Arnold und Gottschalk für das Jahr 1303 genannt. Die Angabe Eisborn dürfte hier die Bezeichnung für den Wohnsitz sein, allerdings gibt es auch den Hinweis, dass diese Knappen aus einem „Geschlecht gleichen Namens“ gewesen sind. Ein Adelsgeschlecht „von Eisborn“ ist aber urkundlich nicht überliefert. Im Jahre 1329 verkaufen die Geschwister von Binolen den Haupthof in Eisborn mit allem Zubehör an ihren Vetter Ritter Gottfried von Hanxleden.  In einer weiteren Aufzeichnung wird als Verkäufer namentlich ein Lubbert von Binolen und als Käufer der Ritter Goddert von Hanxleden genannt. Der Stammsitz derer von Hanxleden zu Hanxleden liegt in einem gleichnamigen Weiler bei Kirchrarbach in der Nähe von Schmallenberg. Das Stammhaus dort bestand von etwa 1000 bis zum Jahr 1614.


Im Jahre 1339 erscheint als Besitzer des Haupthofes nochmals der Ritter „Godefridus de Hangeslede“ (Gottfried von Hanxleden) im Lehnsregister des Grafen Gottfried IV. von Arnsberg. Der Ritter Godert I. von Hanxleden war von 1327 bis 1358 Burgmann zu Grevenstein, Fredeburg und Schwarzenberg.


Auf dem Rittergut in Eisborn heiratete im Jahr 1638 Jobst Otto von Oer aus dem Vest Recklinghausen in die Familie von Hanxleden ein, seine Frau wurde Mechthild Sophie von Hanxleden. Als Witwe heiratete sie im Jahre 1644 Wolf von Haxthausen aus Thienhausen im Kreis Höxter. Der Sohn Friedrich Heinrich Johann von Haxthausen heiratete am 28. Oktober 1680 Catharina Elisabeth von Langen. Der Wappenstein mit dem Allianzwappen von Haxthausen/von Langen war über dem Eingang des Burghauses angebracht und ist erhalten geblieben.


Auch die Familie von Haxthausen war reichbegütert und vielverzweigt. Verwandtschaftliche Beziehungen gab es bis nach Oldenburg in Oldenburg. Das Domkapitel zu Köln belehnte am 25. Juni 1704 Christian Friedrich von Haxthausen mit dem „Haus und Dorf Eisborn“. Da er noch minderjährig war, leistete seine Mutter Dorothea Justine Gräfin zu Oldenburg den Lehnseid. Im Jahre 1754 gelangten das Burghaus und der Hof in den Besitz der Familie von Landsberg-Velen zu Wocklum. Im Burghaus wohnte der Eisborner Vikar Ferdinand Pulte, er kam aus Meschede und wurde am 11. November 1828 in sein Amt eingeführt. Das Burghaus diente zu dieser Zeit auch dem Förster als Wohnung.


Zum Burghaus gehörten auch mehrere Wirtschaftsgebäude. Während des Zweiten Weltkrieges wurden in der Nacht vom 19. auf den 20. November 1943 mehrere Brandbomben über Eisborn abgeworfen. Dadurch gerieten mehrere Gebäude in Eisborn in Brand u. a. wurde auch der Kirchturm getroffen. Vom Wirtschaftshof der Burg wurden der Kuh- und der Schafstall getroffen und brannten ab. Im Herbst 1944 brannte erneut eine Scheune des Wirtschaftshofes. Als Ursache wurde vermutet, dass mit dem Einbringen der Ernte auch Brandplättchen mit Phosphor unbemerkt in die Scheune geraten waren und sich entzündet hatten.


Die Burg stand in unmittelbarer Nähe zur Kirche und wurde ca. 1964/65 abgebrochen. Über das Datum des Abrisses gibt es verschiedene Angaben; zumeist werden die Jahre 1964 oder 1965 genannt. Bis zum Abbruch des Hauses lebte dort die Familie Severin. Aus dem größten Stallgebäude wurde später der Ponyhof Eisborn.


Heimatverein Eisborn/Asbeck e.V.

(Stand September 2023)


Quellen und Literatur:

- Dorfgemeinschaft Eisborn e.V. (Hrsg.): Eisborn/Asbeck - Eine Chronik in Bildern, Eisborn 2013

- Franz Anton Hoeynk (Hrsg.): Geschichte der Pfarreien des Dekanats Arnsberg, Hüsten 1907

- Freiwillige Feuerwehr Eisborn (Hrsg.): 75 Jahre Freiwillige Feuerwehr Eisborn, Festschrift und Chronik, Balve 2007

- Heimatbund Märkischer Kreis (Hrsg.): Kunst- und Geschichtsdenkmäler im Märkischen Kreis, Balve, 3. Auflage 1993

- Eduard Klauke: Hanxleden, in: Erinnerungen - Bilder erzählen aus dem Kirchspiel Kirchrarbach, Kath. Kirchengemeinde St. Lambertus (Hrsg.),

  Schmallenberg-Kirchrarbach 1982

- Pfarrgemeinde Eisborn (Hrsg.): Pfarrgemeinde St. Antonius Eisborn, Eisborn 1978

- Johann S. Seibertz (Hrsg.): Urkundenbuch zur Landes- und Rechtsgeschichte des Herzogtums Westfalen, Band 1, Arnsberg 1839

- Vereine für Geschichte und Altertumskunde Westfalen (Hrsg.): Westfälisches Urkundenbuch, 7. Band, Münster 1908


Alle Texte und Fotos mit Erlaubnis von Karl Spiekermann und dem Heimatverein veröffentlicht.


>> Die nächste Geschichtsstele finden Sie rechts auf dem Rasen vor der St. Antonius-Kirche (siehe Karte unten). <<